Frage Kupfer fräsen mit EstlCAM

Jaja, Kupfer ist schön, aber beim fräsen hat es sich bei mir als echtes Dreckszeug herausgestellt. Ein echter Fräserfresser ... und ich bin noch lange nicht fertig.

Aber erst mal von vorne ... Gegebenheiten: SC 420, Proxxon mit dem Kopf von James, 2mm Fräser ...
ich möchte aus einer 150mm x 150mm x 8mm Kupferplatte eine Hausnummer fräsen. Angefangen habe ich mit der oberen inneren Ausfräsung einer "8". Angelegt ganz normal als Innenkontur mit 3 x 1mm x 1mm Anbindungen. Zustellung 0,3mm, Vorschub 2mm/s, Drehzahl 18.000.
Lief eine Weile ganz gut, doch dann völlig unverhofft - knack.
Fräserwechsel, neue Zustellung 0,2mm, neuer Vorschub 1,5mm/s.
Lief wieder ein paar Runden, dann macht es wieder knack.
Und das an der gleichen Stelle.
Mit dem 3. Fräser hab ich es dann trotzdem geschafft. Letztenendes war der Vorschub 1,3mm/s.

Aber klar ist, dass eine neue Strategie her muss!

Weiter mit dem Innenteil eines "a". Da das um einiges kleiner ist, versuche ich es mit einer Tasche. Eintauchen mit Rampe, ausfräsen mit 40%, Zustellung wieder erhöht auf 0,5mm, Vorschub auf 1,5mm/s.
Auch das ging wieder ne Weile, doch dann am Rand macht es wieder knack. Den Rest dann wieder mit 0,2mm Zustellung.

Der nächste Versuch dann mit Tasche und Wirbelfräsen (der obere Innenteil vom "a" - ist Flächenmäßig etwa doppelt so groß, wie die vorherige Tasche). Die Wirbel werden mit 2mm/s gefräst, Zustellung wieder 0,5mm. Funktionierte gut, kein Fräserbruch, aber die Fräszeit war einfach viel zu lange und natürlich ist das vollflächige ausfräsen am Ende auch nicht gut für die Standzeit.

Dann kam der Zufall zur Hilfe. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das Wirbelfräsen auch bei Konturen funktioniert. Aber beim Anlegen der Fräsung des unteren Ausschnittes der "8" hatte ich noch die Werkzeugliste des Wirbeltasche geladen. Eigentlich war der Plan stufenweise die Innenkontur zu fräsen, einmal mit 0,3mm Aufmaß ins volle Material (0,5mm, 1,5mm/s) und dann aufweiten - also fräsen ohne Aufmaß (0,5mm, 4mm/s) - und das jeweils abwechselnd in 2mm Schritten.

Habe nicht schlecht gestaunt als auch die Kontur gewirbelt wurde. Aber das ist genau das was ich brauche. Einmal Wirbelfräsen mit Aufmaß und nochmal drüberfräsen ohne Aufmaß ist meiner Meinung nach genau das richtige für Kupfer. Die ersten 0,5mm gewirbelt mit 2mm/s und dann geschlichtet mit 4mm/s sehen schonmal gut aus. Morgen mach ich dann den restlichen 7,5mm.

und wie viele stunden läuft die fräse schon ?

Hallo Andreas,

Tip: die Zustellung kannst du vermutlich bis ca. 4mm auf einmal erhöhen (für einen 2er Fräser) und den Vorschub so lange steigern wie die Maschine noch sauber hinterherkommt.

Christian

Das ist ja das geile. Ich bin mir sicher, dass die Proxxon - die ja im original Zustand schon anfing mit den allseits bekannten Mucken - mit dem Proxxon-Kopf spätestens heute den Geist aufgegeben hätte. Die lief heute einige Stündchen und durchaus auch mal 2 Stunden am Stück.

Aber komm mir jetzt blos nicht mit dem Hinweis, dass man das alt hergebracht in einem Bruchteil der Zeit schon hätte komplett fertigstellen können. Darum geht es doch garnicht ...

Christian Knüll schrieb: Hallo Andreas,

Tip: die Zustellung kannst du vermutlich bis ca. 4mm auf einmal erhöhen (für einen 2er Fräser) und den Vorschub so lange steigern wie die Maschine noch sauber hinterherkommt.

Christian

Na da bin ich aber gespannt. Ich schicke dir dann die gebrochenen Fräser, die da jetzt auf deine Kappe gehen - zwecks Beerdigung
Nicht auszudenken, dann wäre das ja in 2 Durchgängen fertig ... was mache ich denn dann mit dem vielen Sonntag, der da noch übrig bleibt.

Ein neuer Tag und weiter geht es mit dem Kupferzerbröseln, wenngleich die Brösel heute anders aussehen. Gut, 4mm hab ich mich einfach nicht getraut, aber immerhin 2mm Zustellung.

Hier mal ein Foto vom Zwischenstand:



Links oben - herkömmliches Konturenfräsen mit 2 Fräserbrüchen - wahrscheinlich wegen zu moderater Zustellung, aber das teste ich irgendwann später mal aus.
Rechts unten - herkömmliches Taschenfräsen mit einem Fräserbruch
Rechts oben - (äh .. nicht ganz oben, das war nur ein Test) Taschenwirbeln, Fräszeit über 2 Stunden ohne Fräserbruch aber schon bei dem kleinen Ausschnitt vieo zu lange
Links unten - Konturwirbeln + Schlichten, kein Fräserbruch, ca. 1 Stunde Fräszeit.

Und jetzt mache ich gerade die Außenkontur .. so wie es aussieht ca. 1 Stunde pro 2mm Durchgang ...

Könnte man in EstlCAM vielleicht noch ne Kleinigkeit einbauen?

Entweder ein Häckchen mit dem man bei eingeschaltetem Wirbel-Taschenfräsen das Wirbel-Konturenfräsen ausschalten kann? D.H. die Kontur würde dann garnicht oder wieder normal gefräst.

Oder einfach noch ne Kommentarzeile in den g-code, damit man die Stelle wo mit der Kontur angefangen wird einfach findet?

hey andreas,

das mit dem kommentar kannst du selbst machen jede kontur hat in den eigenschaften ein bezeichnungsfeld, das du editieren kannst.

Eine Tasche besteht aus n-mal Zickzack oder n-mal Zickzack wirbeln und dann wird nochmal die Kontur abgefahren. Das ganze ist in EstlCAM ein Objekt.
Ich glaube nicht so ganz, dass man EstlCAM derzeit dazu bringen kann innerhalb eines Objektes auch noch einen Kommentar einzufügen. Eben an der Stelle wo vom Zickzack ins Konturenfräsen übergegangen wird.

Die Kommentare am Objekt-Anfang kenne ich und finde ich auch klasse!

ok, das hatte ich anders verstanden. das was du willst geht (noch) nicht .

Ach so, eigentlich wollte ich ja noch den aktuellen Stand zeigen.




Eigentlich war geplant die komplette 8 tiefer zu legen. Aber so lange wie es dauert allein die Halteösen tiefer zu legen (ca. 45 Min. pro Öse) muss ich mir das echt nochmal überlegen.

Lieber das a tiefer legen? Nur ne Gravur zum abgrenzen? Hmmmm ...

Hallo Andreas,

Ich habe mal mit meiner Proxxon Kupfer gefräst, 2 Schneider gingen nur sehr bedingt, 1 Schneider waren optimal, dazu noch schmieren, so kam ich durchs Kupfer

Mal wieder ein update.

Aaaalso ... der Stand bleibt bei 5 gebrochenen Fräsern, allerdings ist mir nach ca. 5 Stunden Einsatz auch ein 3er Fräser stumpf geworden. Habe es erst garnicht gecheckt, weil mirnix diernix die Fräse stehengeblieben ist und EstlCAM vermeldete, dass ein Endschalter ausgelöst hat.

Weit und breit kein Ende in der Nähe, also schnell XYZ Nullpunkt überprüft - war alles noch OK - und weiter im Programm. Sofort das gleiche Problem, nur dieses mal hab ich es gesehen: Der Fräser konnte nicht mehr schneiden und hat stattdessen die Z-Achse weggedrückt und dabei hat der Endschalter ausgelöst.
Glaube nicht, dass das so von SC eingeplant war, ist aber ne coole Funktion. Die Fräserstumpfabschaltung

Keinen Ton über das großflächige tieferlegen der 8, nach nur wenigen Bahnen ist mir bei der Fräsitation (Mischung aus Fräsen und Meditation) auch eingefallen wie ich es Material und Zeitschonender hätte machen können - zu spät, da mussten die Fräser durch.



Morgen noch die Außenkontur wegwirbeln, Stege wegfeilen und fertig ist das Teil.

Wär da nicht Messing einfacher gewesen
Da wärst du schon lange fertig, hat eben ein wenig eine andere Farbe ..

Messing kenne ich doch schon

MagIO2 schrieb: Jaja, Kupfer ist schön, aber beim fräsen hat es sich bei mir als echtes Dreckszeug herausgestellt. Ein echter Fräserfresser ... und ich bin noch lange nicht fertig. ...

Hatte schon befürchtet, daß Kupfer fräsen "nicht so ganz ohne ist". Also erst im CNC-Wiki geguckt: Donnerwetter, nur Fragezeichen - hat wohl noch keiner gefräst??? Konnte ich mir nicht vorstellen.

Also im Forum gesucht und eine für mich "passende" Antwort gefunden. Die von @maglO2 nicht 1:1 angewendet (und das Wirbelfräsen erst mal gar nicht, weil ich mich damit noch nicht beschäftigt habe), sondern analog zu seinen Erfahrungen eigene Parameter ausprobiert.

Es sollten Kontaktlaschen zwischen zwei Mini-Buchsen gefräst werden; Material 0,4 mm. (Wie sich nachher herausstellte: viiiieel zu dick) - in etwa wie auf folgendem Foto:





Versuch #1 - 1S 1,0mm Z=0,2mm, F=5,0mm, U=20.000 - Fräser setzt an und ... knacks

Versuch #2 - 2S 2,0mm Z=0,2mm, F=5,0mm, U=20.000
erste Bahn ok; zweite Bahn in Y-Richtung verrutscht, Fräser zieht während der zweiten Bahn das Blech hoch - bei der zweiten Lasche ... knacks

Versuch #3 - 1S 2,0mm, Z=0,2mm, F=4,5mm, U=18.000 - wie Versuch #2, Fräse bleibt bei zweiter Lasche einfach stehen, Fräser bleibt aber heil.

Versuch #4 - 1S 2,0mm, Z=0,1mm, F=2,0mm, U=18.000 - erste Bahn ok, ab der zweiten Bahn verrutscht Fräser in Richtung Y-Achse und zieht das Blech hoch trotz vollflächiger Befestigung mit extra starkem Klebeband.













Möglich, daß es auch bei Kupfer verschiedene "Legierungen" gibt (was ich nicht glaube) und ich das falsche Material hatte, aber solch ein Fräsbild habe ich noch nie bei mir gesehen, selbst bei meinen Alu-Anfängen nicht.

Na egal, habe jetzt erst einmal gestoppt, warte auf mein neu bestelltes dünneres Material (0,3mm, dünneres fand ich nicht so schnell), vor allem warte ich aber auf Eure Tips/Stellungnahmen.

Ach ja, so richtig weiß ich auch nicht, wie ich das Zeug spannen soll - ich will nicht die teure Klebefolie kaufen, die in einem anderen thread herausgearbeitet wurde.

PS: klar könnte ich die Laschen mit der Schere ausschneiden - aber das ist es ja nicht ...

Das deutsche Kupferinstitut hat sich ein paar Gedanken über das Zerspanen von Kupfer gemacht. Während die Lektüre ein Leckerbissen für den Freund des wissenschaftlich gepflegten Kupferspans ist, wird der hobby-Fräser auf Blatt 50 springen, und sich dort Anhaltspunkte für Vorschub und Schnittgeschwindigkeit als Ausgangspunkt für seine eigenen empirischen Unteruchungen herausziehen.

Moin,

habe mir die Tabelle 20 (Seite 50) sowie die Erläuterungen zu den Parametern angeschaut und habe sie nicht wirklich verstanden.

- der linke Teil der Tabelle gibt wohl die Schnittgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Zerspanbarkeitsindex an. Ich kenne bei meinen Fräsern weder diesen Index noch weiß ich die Schnittgeschwindigkeit Vc pro Umdrehung bei meinen Fräsern.

- der rechte Tabellenteil gibt mir schon mehr Anhaltspunkte. Danach könnte ich bei einem 2mm-Fräser so etwa einen Vorschub nach der Formel "Fz = Vorschub je Schneide und Umdrehung" fahren, also

- bei einem 1-Schneider und 18.000 U/min = 0,006mm x 18000 = 108 mm/min = 1,8mm/sec (so ungefähr)

Damit hätte ich bei meinem letzten Versuch mit 2mm/sec ja nicht so schlecht gelegen. Das Fräsbild zeigt aber etwas anderes.
Nun käme natürlich noch die Zustellung ins Spiel.

Also, viel weiter bin ich immer noch nicht ...

Kupfer lässt sich wunderbar mit der Laubsäge bearbeiten , weiß ich aus Erfahrung...

Willy

Hallo,

alpenkreuzer schrieb: Die von @maglO2 nicht 1:1 angewendet (und das Wirbelfräsen erst mal gar nicht, weil ich mich damit noch nicht beschäftigt habe), sondern analog zu seinen Erfahrungen eigene Parameter ausprobiert.

Wirbelfräsen solltest du bei Kupfer wirklich ausprobieren - das gibt ein "Aha" Erlebnis.

Christian